Letztes Update  14.12.2025
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Nachhaltig

Das grosse Dilemma

Klima

Wie bei einem Fieberanfall ist die globale Erderwärmung ein Symptom für ein tieferes Malaise. Der Klimawandel sagt uns laut und deutlich, dass unsere auf Wachstum basierende Wirtschaft nicht nachhaltig ist.
Übersetzt von: Margarita Mediavilla in Khaled Diab. 2021. How Europe can grow without growing. European Environmental Bureau META 

Was wir jetzt mit dem Klimawandel erleben, hat schon katastrophale Auswirkungen. Aber das ist nichts dagegen, was uns erwartet, wenn wir einfach so weitermachen.

Es ist ein Experiment mit ungewissem Ausgang. Man kann es in etwa damit vergleichen, bei dichtem Nebel auf der Autobahn mit Höchstgeschwindigkeit zu fahren.
Klimaforscher Mojib Latif. IN: Ulrike Hagen. «Alles Bisherige übertroffen»: Klimaforschende über aktuelle Entwicklungen beim Wetter. Frankfurter Rundschau. 03.11.2023

Auch heute noch sind wir mutmasslich deutlich besser darin, die sozialen Folgen des Klimawandels zu verstehen als die sozialen Bedingungen dafür, ihn zu begrenzen. 
Christian Berg. Buch: Ist Nachhaltigkeit utopisch? Wie wir Barrieren überwinden und zukunftsfähig handeln. 2020

Die Rechte künftiger Generationen haben bei den Entscheidungen heutiger Politik einen ebenso schwachen Stand wie die Rechte der Menschen im Globalen Süden oder die Rechte der Natur.

Keiner der Unterzeichnerstaaten des Pariser Klimaabkommens löst bisher die eingegangenen Verpflichtungen ein. Die Externalisierung der Kosten unseres Lebensstiles ist für die politischen Akteure immer noch zu einfach, als dass sie sich der Verantwortung für Umbau und Verzicht stellen müssten.
Josef Mackert. Newsletter WBGU Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen. 22.10.2024

Seit mehr als 6.000 Jahren hat die Menschheit gelernt, innerhalb einer relativ engen Bandbreite von Umwelt- und Klimaschwankungen zu leben. Die durchschnittliche Jahrestemperatur lag in diesem Zeitraum bei etwa 13ºC.

Aktuell weist rund 1 % der Landoberfläche der Erde - hauptsächlich in den heissesten Teilen der Sahara – eine durchschnittliche Jahrestemperatur von 29°C auf.

Bis 2070 könnte fast ein Fünftel der Landfläche der Erde diese Temperaturen erreichen, und davon betroffen könnten etwa 30 % der prognostizierten Weltbevölkerung sein.
Übersetzt von: 
Chi Xu etal. 2020. Future of the human climate niche. Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) Vol. 117 | No. 21.

Die mittlere bodennahe Lufttemperatur in der Schweiz liegt bereits um etwa 2.9°C über dem vorindustriellen Durchschnitt (1871–1900).
Quelle: MeteoSchweiz. 2025 

Im Jahr 2024 werden 37.4 Milliarden Tonnen CO2 aus fossilen Brennstoffen ausgestossen.
Quelle: Global Carbon Project. November 2024 

Hintergrundbild © Scott Book | Shutterstock, Inc. [US] 2019

Bei einer Fortsetzung der derzeitigen Politik beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass die Temperatur bis zum Jahr 2100 1,5°C überschreitet 100 %, dass sie 2°C überschreitet 97 % und dass sie 3°C überschreitet 37 %. 
Übersetzt von: CarbonBrief. UNEP: New climate pledges need 'quantum leap' in ambition to deliver Paris goals. 24.10.2024

Der Anteil des Globalen Nordens an der bisherigen Erderwärmung beträgt über 60 %, der Anteil von China rund 15 %, der Anteil aller andern Länder zusammen rund 24 %.

Quelle: Global Carbon Project 2023

Hintergrundbild © Barnaby Chambers | Shutterstock, Inc. [US] 2019

Fossile Brennstoffe erzeugen heute etwa 80 % der weltweit verbrauchten Primärenergie.
Quelle: World Energy Outlook 2023 von International Energy Agency

Hintergrundbild  © 24Novembers | Shutterstock, Inc. [US] 2023

In krassem Gegensatz zum Rinnsal der Klimaschutzfinanzierung sind die Subventionen für fossile Brennstoffe in den letzten Jahren sprunghaft angestiegen. Im Jahr 2022 erreichten die Gesamtausgaben für Subventionen für Öl, Erdgas und Kohle einen Rekordwert von 7 Billionen Dollar [gemäss IWF]. Das sind 2 Billionen Dollar mehr als im Jahr 2020.
Übersetzt von: Chelsea Harvey and Zia Weise. The state of the planet in 10 numbers. Politico.eu. November 20, 2023

Widerstandsfähige Ökosysteme 

© Frank Wortmann + © arpitcoolboy + © Sandra-Dombrovsky + © Aleks14 | Shutterstock, Inc. [US] 2019/2023

Es ist aussichtslos, die Klimaziele erreichen zu wollen, ohne dabei gleichzeitig die Ökosysteme zu schützen. Eine Reduktion der Treibhausgasemissionen allein reicht nicht aus.

Es braucht jetzt grosse Anstrengungen zum Schutz der natürlichen Kohlenstoffspeicher wie Wälder, Böden, Feuchtgebiete und Meere, um damit gleichzeitig den rasant voranschreitenden Biodiversitätsverlust einzudämmen. 

Rund 50 Prozent des vom Menschen verursachten Treibhausgasausstosses werden von natürlichen Ökosystemen an Land und im Meer absorbiert. Böden sind, nach den Ozeanen, die zweitgrösste natürliche Kohlenstoffsenke.

Feuchtgebiete bedecken nur 3-4 % der Erdoberfläche, speichern aber doppelt so viel CO2 wie die Wälder. Dennoch gehören sie zu den Ökosystemen, die am wenigsten verstanden und überwacht werden.
Quelle: Global Peatland Hotspot Atlas. 2024.

Seit der vorindustriellen Ära sind schätzungsweise mehr als 80 % der weltweiten Feuchtgebiete durch Landnutzungsänderungen und Entwässerung verloren gegangen und die verbleibenden Feuchtgebiete sind grösstenteils degradiert.
WBGU Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung. Globale Umweltveränderungen. Wasser in einer aufgeheizten Welt. Zusammenfassung. 2024. PDF

© Marti Bug Catcher | Shutterstock, Inc. [US] 2021

Der Klimawandel findet vor allem auch in den Ozeanen statt. Sie bedecken mehr als 70 Prozent der Oberfläche des Planeten, werden wärmer und der Meeresspiegel steigt. Bis heute nahmen sie zirka ein Viertel der globalen CO2 - Emissionen auf. 

Das Fehlen von angemessener Abwasserbehandlung und die Freisetzung von Schadstoffen aus der verarbeitenden Industrie, der Landwirtschaft, dem Tourismus, der Fischerei und der Schifffahrt setzen die Meere weiterhin unter Druck, was sich negativ auf die Ernährungssicherheit und die biologische Vielfalt der Meere auswirkt.

Die Ozeane spielen eine entscheidende Rolle für das Erreichen der Ziele für eine nachhaltige Entwicklung und für die Lebensgrundlage von Milliarden von Menschen. Wir müssen dringend die Art und Weise ändern, wie wir mit ihnen interagieren. 
Übersetzt von: the Second World Ocean Assessment. United Nations. 2021

Das «Klima - Jahrzehnt»

  © Alexander Mak | Shutterstock, Inc. [US] 2021

Wir befinden uns im «Klima - Jahrzehnt». Ein Zeitraum, in dem unser kollektives Handeln die Art der Welt bestimmt, die unsere Kinder und Enkel erben werden.

Wir empfinden den Klimawandel als langsam, dabei läuft er dramatisch schnell ab. Gleichzeitig haben wir den Eindruck, dass der technologische Wandel, der nötig ist, um den Klimawandel abzuwenden, rasant voranschreitet; dabei entwickelt er sich in Wahrheit täuschend langsam - vor allem gemessen daran, wie schnell wir ihn bräuchten.
David Wallace-Wells. Buch: Die unbewohnbare Erde. Leben nach der Erderwärmung. 2019

Das Ziel der Halbierung der globalen Emissionen bis 2030 stellt das absolute Minimum dar, das wir erreichen müssen, wenn wir eine Chance von mindestens 50 Prozent haben wollen, die Menschheit vor den schlimmsten Auswirkungen zu schützen.
Übersetzt von: Christiana Figueres and Tom Rivett-Carnac. Buch: The Future We Choose - Surviving the Climate Crisis. 2020

KI - generiertes Bild | Shutterstock, Inc. [US] 2024

Die primäre Herausforderung besteht darin, den Geldfluss zu Öl, Kohle und Gas zu stoppen und einen klaren Weg zur Dekarbonisierung zu finden.

Die «Nachhaltigkeit» der Finanzwirtschaft lässt sich daran messen, wie weit und wie schnell sie uns von der fossilen Energiewirtschaft wegbringt, anstatt dem Finanzsektor einfach nur die Möglichkeit zu geben - neben einem Kerngeschäft, das den Klimawandel weiterhin finanziert - neue «grüne» Märkte zu entwickeln.
Übersetzt von: 
Oscar Reyes. Change Finance - Not the Climate. 2020

Die Klimakrise interessiert sich nicht für das Versprechen, 2050 klimaneutral zu sein: Es kommt nicht darauf an, wann die Menschheit damit aufhört, Kohle, Öl und Gas zu verbrennen und damit Treibhausgase wie CO2 in die Atmosphäre zu pusten. Es kommt darauf an, wie viel wir in der Zwischenzeit verbrennen.
Maria Stich. 18 Fakten über die Klimakrise, die jede:r wissen sollte. Perspective Daily. 27. März 2023