
Nachhaltig
Das grosse Dilemma
Wirtschaft
Die Anreize im heutigen Wirtschaftssystem fördern immer noch einseitig die Ausbeutung von Natur und Mensch.
Die grosse Verheissung unbegrenzten Fortschritts - die Aussicht auf Unterwerfung der Natur und auf materiellen Überfluss, auf das grösstmögliche Glück der grösstmöglichen Zahl und auf uneingeschränkte persönliche Freiheit - das war es, was die Hoffnung und den Glauben von Generationen seit Beginn des Industriezeitalters aufrechterhielt.
Erich Fromm. Buch: Haben oder Sein? 1976
Die Entwicklung des Wirtschaftssystem wird nicht mehr durch die Frage: Was ist gut für den Menschen? bestimmt, sondern durch die Frage: Was ist gut für das Wachstum des Systems?
Erich Fromm. Haben oder Sein? 1976
Realistisch muss angenommen werden, dass nur sehr tiefgreifende Änderungen in der Ökonomie, ja sogar in der menschlichen Zivilisation dazu führen können, eine einigermassen erträgliche Zukunft für unseren Planeten durchzusetzen.
Ernst Ulrich von Weizsäcker. Buch: So reicht das nicht! Was wir in der Klimakrise jetzt wirklich brauchen. 2022
Es ist ein epochaler Widerspruch, dass fast gleichzeitig der Gedanke der Nachhaltigkeit und das hektische Quartalsdenken in den Konzernen aufkamen: Die Überzeugung, dass Politik und Wirtschaft sehr langfristig angelegt sein sollten und der Zwang, von Vierteljahr zu Vierteljahr einen höheren Gewinn auszuweisen.
Roger de Weck. Buch: Nach der Krise – Gibt es einen andern Kapitalismus? 2009

© Prazis Images| Shutterstock, Inc. [US] 2023
Die globalen Entscheidungsträger erkennen wirtschaftliches Wachstum zu Recht als Antwort auf fast alle Probleme, aber sie streben mit aller Macht in die falsche Richtung.
Das Ergebnis ist eine globale Wirtschaftspolitik, die ursprünglich dazu gedacht war, Armut zu lindern, sich aber viele Jahrzehnte später in eine Armutsfalle verwandelt hat - eine Wirtschaftspolitik, die ganze Nationen ökonomisch versklavt, Demokratien destabilisiert und sich an der Finanzierung von Umweltkatastrophen beteiligt.
Wir konnten mitverfolgen, wie sich der Sinn und Zweck unserer Wirtschaft von der Wertschätzung unserer Zukunft zu deren völliger Vernachlässigung gewandelt hat.
Dixson-Declève S. et.al. Earth for All. Ein Survivalguide für unseren Planeten. Zusammenfassung. 2022. PDF
Die Natur aus dem ökonomischen Denken auszuklammern bedeutet, dass wir uns als ausserhalb der Natur stehend betrachten.
Wir haben zwar das Fehlen der Natur in den offiziellen Konzepten ökonomischer Möglichkeiten immer öfter in Frage gestellt, aber die Sorge wurde für die Sonntage aufgehoben. An den Wochentagen blieb unser Denken wie gehabt.
Der Fehler liegt aber nicht in der Ökonomie, sondern darin, wie wir beschlossen haben, sie zu praktizieren.
Übersetzt von: Partha Dasupta. The Economics of Biodiversity. The Dasgupta Review. Abridged Version. 2021
Das Malaise in einigen Bereichen des Finanzwesens kann nur durch eine Kombination aus regulatorischen Massnahmen und einem echten kulturellen Wandel beseitigt werden.
Die Marktstandards wurden schlecht verstanden, oft ignoriert und waren stets nicht durchsetzbar. Zu viele Teilnehmer fühlten sich weder für das System verantwortlich noch erkannten sie die vollen Auswirkungen ihres Handelns.
Schlechtes Verhalten blieb unkontrolliert, breitete sich aus und wurde schliesslich zur Norm.
Übersetzt von: Mark Carney. Buch: Value(s) - Building a Better World for All. 2021

© mipan | Shutterstock, Inc. [US] 2020
Die derzeitige ökonomische Organisation, die auf unkontrolliertem Kapitalverkehr ohne soziale und ökologische Zielmarken beruht, kommt oft genug einer Art Neokolonialismus zugunsten der Reichsten gleich. Politisch wie ökologisch ist die Entwicklung unhaltbar.
Piketty Thomas. Buch: Eine kurze Geschichte der Gleichheit. 2022
Führende Ökonomen schlagen eine Wirtschaftswende vor:
Politiker sollen den Neoliberalismus verabschieden und sich mehr um die Menschen kümmern. Jahrzehntelang schlecht gemanagte Globalisierung, übermässiges Vertrauen in die Selbstregulierung der Märkte und Austerität haben die Fähigkeit der Regierungen ausgehöhlt, wirksam auf die aktuellen Krisen zu reagieren.
Um grössere Schäden für die Menschheit und den Planeten abzuwenden, müssen wir dringend die Ursachen des Unmuts der Menschen angehen.
Forum New Economy. Appell international führender Ökonomen für eine Agenda gegen Populismus. Pressemitteilung vom 29. Mai 2024
Liberale Demokratien sind heutzutage mit einer Welle des Misstrauens und der Zweifel an ihrer Fähigkeit konfrontiert, der Mehrheit der Bürger und Bürgerinnen zu dienen und die zahlreichen Krisen zu lösen, die unsere Zukunft bedrohen.
Wir befinden uns in einer kritischen Phase. Die Märkte allein werden weder den Klimawandel aufhalten noch zu einer weniger ungleichen Verteilung des Wohlstands führen. Die Idee eines Trickle-Down hat versagt.
Was wir brauchen, ist ein neuer politischer Konsens, der sich mit den tieferen Ursachen des Misstrauens der Menschen auseinandersetzt, statt sich nur auf die Symptome zu fokussieren oder in die Falle jener Populisten zu tappen, die vorgeben, einfache Antworten zu haben.
The Berlin Summit Declaration – Winning back the people. Forum New Economy. Mai 2024. PDF

© Janossy Gergely + © Saigh Anees | Shutterstock, Inc. [US] 2023
Wirtschaftswachstum, das auf Ausbeutung beruht - seit 400 Jahren das Geschäftsmodell des reichen Westens - ist an seine Grenzen gelangt. Die Ausbeutbarkeit von Menschen und den Ökosystemen führt zu millionenfacher Migration und katastrophalen Umweltbelastungen.
Philipp Blom. Buch: Was auf dem Spiel steht. 2017
Es sind die Bedingungen einer künftigen Wirtschaft, die neu entwickelt werden müssen: Denn all die grossartigen Errungenschaften, auf die man zurückblicken kann, sind nur um den Preis zu haben gewesen, dass man weder auf die natürlichen Gegebenheiten noch auf die Lebenssituationen von Menschen in andern Teilen der Welt Rücksicht genommen hat.
Harald Welzer. Buch: Alles könnte anders sein - Eine Gesellschaftsutopie für freie Menschen. 2019
Die ökologischen Probleme werden zunehmen und damit auch die gesellschaftlichen und ökonomischen Verwerfungen. Wir müssen uns fragen, wie ein Wirtschaftssystem aussehen kann, das dem Menschen dient und die ökologischen Grundlagen erhält. Das heutige tut es nicht.
Interview mit der Ökonomin Irmi Seidl. Der ökologische Umbau wird die Arbeitswelt verändern. Tages-Anzeiger. 15.02.2020
