Nachhaltig

Was können wir tun?


Fünf ausserordentliche Kehrtwenden sind notwendig, um die Risiken substanziell zu reduzieren...

Nimmt man die planetarischen Grenzen ernst, dann darf sich die Umweltdebatte nicht nur auf den Klimaschutz reduzieren... 

Nachhaltigkeit erfordert einen Übergang hin zu einer Gesellschaft und Wirtschaft, die weniger verletzlich und langfristig widerstandsfähiger sind...



Kehrtwenden

© tomertu | Shutterstock, Inc. [US] 2018    

Anstatt weiterhin über abstrakte Ziele zu reden, muss Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sich daran messen, welche konkreten Massnahmen sie zur Eindämmung des Klimawandels und des Biodiversitätsverlusts und zum Schutz von uns Menschen jetzt unternimmt.

Wenn klimatische und ökologische Kipppunkte überschritten werden, werden die Auswirkungen über Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende zu spüren sein. 

Fünf ausserordentliche Kehrtwenden sind notwendig, um die Risiken substanziell zu reduzieren:

Beendigung der Armut
Wichtigstes politisches Ziel: Jährliches BIP-Wachstum von 5 % in Ländern mit niedrigem Einkommen bis zum Erreichen eines Pro-Kopf-Einkommens von 15'000 Dollar/Jahr, kombiniert mit neuen Indikatoren für das Wohlergehen.

Beseitigung der eklatanten Ungleichheit
Wichtigstes politisches Ziel: Die reichsten 10 % verfügen über weniger als 40 % des Volkseinkommens.

Die Stärkung der Rolle der Frau
Wichtigstes politisches Ziel: Gleichstellung der Geschlechter trägt dazu bei, die Weltbevölkerung bis 2050 unter neun Milliarden Menschen zu stabilisieren.

Aufbau eines für Menschen und Ökosysteme gesunden Nahrungsmittelsystems
Wichtigstes politisches Ziel: Vermeidung der Ausweitung landwirtschaftlicher Nutzflächen und Gewährleistung des Schutzes von Böden und Ökosystemen, um eine gesunde Ernährung für alle zu gewährleisten und gleichzeitig die Lebensmittelverschwendung zu reduzieren.

Übergang zum Einsatz sauberer Energie
Wichtigstes politisches Ziel: Verringerung der Emissionen um 50 % pro Jahrzehnt, um 2050 eine Netto-Null-Emission zu erreichen.

Die ausserordentlichen Kehrtwenden werden disruptiv sein. Daran führt kein Weg vorbei. Sie werden mit anderen disruptiven Entwicklungen zusammenwirken, zum Beispiel mit der nächsten Phase exponentieller technologischer Durchbrüche.

Sie sind kein Versuch, eine unmöglich realisierbare Utopie zu schaffen. Sie bilden die unverzichtbare Grundlage für eine resilientere Zivilisation, die aktuell unter ausserordentlichem Druck steht.

Mehr noch: Es sind genügend Wissen, Geld und Technologie vorhanden, um diese Kehrtwenden zu realisieren.
Gemäss: Dixson-Declève,S. et.al. 2022. Earth for All. Ein Survivalguide für unseren Planeten. Der neue Bericht des Club of Rome, 50 Jahre nach «die Grenzen des Wachstums.



Bausteine

© Billion Photos | Shutterstock, Inc. [US] 2023

Nimmt man die planetarischen Grenzen ernst, dann darf sich die Umweltdebatte nicht nur auf den Klimaschutz reduzieren. Unsere Wirtschaftsweise muss insgesamt ressourcenleichter werden.

Das Zusammenspiel von Ressourcen-, Energie- und Wohlstandswende markiert die Eckpunkte für eine globale Zivilisation, die sich innerhalb der planetarischen ökologischen Grenzen organisiert.

Auf einer grundlegenden Ebene geht es immer sowohl um eine Ressourcenwende als auch um eine Energiewende. 

Die Bausteine für eine nachhaltige Entwicklung sind zur Hauptsache folgende Neuausrichtungen, die alle eng miteinander verknüpft sind:

Wohlstands- und Konsumwende
Die Frage ist, wie Suffizienz - eine «Kultur des Genug» - möglich ist und wie die Ausbildung einer solchen Kultur mit Rahmenbedingen von der Politik unterstützt werden kann.

Energiewende
Das Ziel der Energiewende ist nur dann zu erreichen, wenn die Umstellung auf erneuerbare Energie zusammengeht mit einer Energiesuffizienz und einer Energieeffizienz.

Ressourcenwende
Nur wenn der Ressourcenverbrauch pro Kopf um den Faktor 4 bis 5 reduziert wird, bleibt die Menschheit langfristig innerhalb der planetaren Grenzen.

Mobilitätswende
Die Mobilitätswende ist eng mit der Energiewende und der Ressourcenwende verknüpft und braucht damit mehr als nur technologische Entwicklungen.

Ernährungswende
Die heutige Nahrungsmittelproduktion ist für einen wichtigen Anteil der globalen Ressourcen- und CO2 - Belastungen verantwortlich. 30 % der konsumbedingten Umweltbelastungen in Europa werden durch unser Essverhalten verursacht. Der Konsum von Fleisch und Fisch muss markant reduziert werden.

Urbane Wende
Mitte dieses Jahrhunderts werden rund 80 % aller Menschen weltweit in Städten leben. Für die nachhaltige Entwicklung insgesamt ist die Art und Weise der Stadtentwicklung deshalb von zentraler Bedeutung.

Industrielle Wende
Zwei Ziele sind hier vorrangig: Die Decarbonisierung [CO2 - Ausstoss stoppen] und die Kreislaufwirtschaft. Dazu braucht es technologische Innovation, Kooperation und eine innovative politische Rahmensetzung.
Gemäss: Uwe Schneidewind, Wirtschaftswissenschafter. Die Grosse Transformation. Eine Einführung in die Kunst gesellschaftlichen Wandels. 2018



Massnahmen

© mstanley | Shutterstock, Inc. [US] 2024

Wir müssen rasch handeln, dabei aber einen kühlen Kopf bewahren. Wir brauchen eine besonnene Politik ohne Untergangsszenarien, ohne Ideologien und ohne Einzelinteressen. 

CO2 - Ausstoss stoppen

© J.M. Image Factory | Shutterstock, Inc. [US] 2024

Eine erfolgreiche Klimapolitik gelingt nur dann, wenn die Eindämmung des Klimawandels und die Anpassung an den Klimawandel jetzt gleichzeitig und rasch erfolgen.

Im Gegensatz zu den meisten Problemen ist der Klimawandel nicht komplex, die Ursachen sind bekannt, die notwendigen Antworten klar. Die Herausforderung, vor der wir stehen, besteht darin, dass wir nicht tun, was offensichtlich getan werden sollte - und zwar dringend.
Übersetzt von: Theodor H. Winkler. 2019. Living in an Unruly World – The Challenge We Face.

Der Klimawandel sollte allen ein Anliegen sein, die sich um die Gesundheit kümmern, die sich um wirtschaftliche Stabilität und Investitionswerte sorgen und denen die Gerechtigkeit zwischen den Generationen am Herzen liegt - und das sollte jeder von uns sein. 
Übersetzt von: Christiana Figueres and Tom Rivett-Carnac. 2020. The Future We Choose - Surviving the Climate Crisis.

Nahrungssystem neu ausrichten

© Feel good studio © Fotokostic | Shutterstock, Inc. [US] 2023

Nur wenn sich unser Umgang mit Land grundlegend ändert, können die Klimaschutzziele erreicht, der dramatische Verlust der biologischen Vielfalt abgewendet und das globale Ernährungssystem nachhaltig gestaltet werden.
WBGU Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen. 2020. Landwende im Anthropozän: Von der Konkurrenz zur Integration.

Es gilt also:

Ernährungsweise ändern
Die globale Ernährung muss auf mehr pflanzliche Ernährung umgestellt werden.

Land für die biologische Vielfalt reservieren
Mehr Land muss geschützt und für die Natur reserviert werden. Dies ist der effektivste Weg, um die biologische Vielfalt zu erhalten.

Art und Weise wie wir Land bewirtschaften ändern
Die Landwirtschaft muss naturfreundlicher und biodiversitätsfördernder ausgerichtet werden.
Übersetzt gemäss: Tim G. Benton, etal. Food system impacts on biodiversity loss. Three levers for food system transformation in support of nature. 2021.

Kreislaufwirtschaft implementieren

© BsWei | Shutterstock, Inc. [US] 2018

Die Welt produziert immer mehr Müll. Allein in der Europäischen Union sind es mehr als zwei Milliarden Tonnen pro Jahr oder 4,8 Tonnen pro Kopf.

Bislang allerdings sind weniger als 10 % der globalen Wirtschaftsaktivitäten im Kreislauf angelegt.

Wir müssen die Lebens- und Nutzungsdauer von Ressourcen, Materialien und Gütern verlängern und Produkte und Geschäftsprozesse hinterfragen und neu gestalten.

Massnahmen zur Kreislaufwirtschaft können auch den weltweiten Verlust an biologischer Vielfalt stoppen und dazu beitragen, dass sich die Biodiversität erholt und bis 2035 wieder das Niveau von 2000 erreicht.
Gemäss: Kreislaufwirtschaft Überblick 2023. Europäische Investitionsbank.

Überkonsum zurückfahren 

© Jenny Sturm © puhhha © Dariusz Jarzabek | Shutterstock, Inc. [US] 2018

Mächtige Statussymbole bestimmen seit je unser Konsumverhalten und haben grosse Auswirkungen auf Umwelt und Klima.

Grosser Wohnraum 

Früher waren es die Prunk-Schlösser von wenigen, dann die grossen Villen von einigen, das Eigenheim von vielen und heute die grossen Wohnungen von fast allen Leuten.

In der Schweiz z.B. beansprucht jeder Einwohner im Durchschnitt eine Wohnfläche von 42 Quadratmeter - doppelt so viel wie noch 1965. 

Das bedeutet ein grosser Ressourcenverbrauch beim Bau des Wohnraums, eine grosse Zunahme an Energieverbrauch beim Heizen und ein grosser Folgekonsum wie dem Kauf von Möbeln und vielen zusätzlichen Wohnungseinrichtungen. 

Laut dem Statistischen Bundesamt besitzt ein deutscher Haushalt heutzutage im Schnitt 10.000 Gegenstände. Vor 100 Jahren waren es noch 180.
Theresa Hein. Wann sind wir zu dem geworden, was wir haben? Süddeutsche Zeitung. 07.03.2024.
Bauen steht weltweit für ein Drittel der CO₂-Emissionen, für 40 Prozent des Endenergiebedarfs und 50 Prozent des Materialverbrauchs.
Interview von Christine Mattauch mit Lamia Messari-Becker. Ökologisches Wohnen darf kein Eliteprojekt bleiben. Süddeutsche Zeitung. 23. April 2022.

© Thomas Soellner | Shutterstock, Inc. [US] 2018 

Grosses Auto

Früher waren es die Prunk-Kutschen von wenigen, dann der Rolls-Royce von einigen, der Chevrolet von vielen und heute die immer grösseren Autos von fast allen Leuten. Seit 1980 hat sich das durchschnittliche Gewicht eines Autos verdoppelt.

Grosser Konsum von Fleisch 

Zuerst waren es die Gelage in den Palästen von wenigen  - vor 200 Jahren hatten in Europa über 90 % aller Menschen in der Regel kein Fleisch zum Essen - dann das Fleischessen in Restaurants von vielen und heute das tägliche Fleischessen von fast allen Leuten. 

Die Produktion von Fleisch und Milchprodukten beansprucht bereits über 70 Prozent des globalen Agrarlands, obwohl damit nur 18 Prozent des Kalorienbedarfs der Menschheit gedeckt werden.
Übersetzt gemäss: Poore et al. Reducing food's environmental impacts through producers and consumers. Science 360, 987-992 (2018)

Wirtschaft nachhaltig ausrichten

© Quick Shot | Shutterstock, Inc. [US] 2018

Angesichts der existenziellen Bedrohung durch den Klimawandel, Unwetter, steigende Meeresspiegel, Verlust von Biodiversität, Ressourcenverknappung und die zunehmende wirtschaftliche Ungleichheit werden wir daran erinnert, wie wichtig es ist, eine nachhaltige Wirtschaft zu entwickeln, die ein Gleichgewicht zwischen wirtschaftlichen Fragen und sozialer und ökologischer Verantwortung schafft.

Der Übergang hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft ist ein komplexer Vorgang. Er erfordert disruptive Innovationen in vielen Sektoren, die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen, Erkenntnisse aus Praxis und Politik sowie die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger.

Nachhaltigkeit erfordert einen Übergang hin zu einer Gesellschaft und Wirtschaft, die weniger verletzlich und langfristig widerstandsfähiger sind.
Schweizerischer Nationalfonds. 73 NFP Nachhaltige Wirtschaft. 2023

Es mag eine komplexe und gigantische Aufgabe sein, die Menschheit in diesem Jahrhundert in einen sicheren Handlungsraum zurückzubringen, aber wie viele andere komplexe und gigantische Unternehmungen kann sie durch einige gut gewählte Hebel und engagierte Menschen angegangen werden.

Die Hebel sind da, vor unseren Augen, sie warten nur darauf, betätigt zu werden. Und sie befinden sich letztlich alle in einem einzigen Sektor: der Wirtschaft. Die wichtigsten sind:


Einrichtung von Bürgerfonds,
um den Reichtum der globalen Gemeingüter an alle Bürger*innen gerecht zu verteilen.

Staatliche Massnahmen
(Subventionen, Anreize und Vorschriften) zur Beschleunigung der Umstrukturierung.

Umgestaltung des internationalen Finanzsystems
zur Erleichterung der raschen Armutsbekämpfung in vielen Teilen der Welt.

Minderung von Investitionsrisiken
in einkommensschwachen Ländern und Schuldenerlasse.

Investition
in effiziente, regenerative Nahrungsmittelsysteme und Systeme der erneuerbaren Energie.
Gemäss: Dixson-Declève S. et.al. 2022. Earth for All. Ein Survivalguide für unseren Planeten. Der neue Bericht des Club of Rome, 50 Jahre nach «die Grenzen des Wachstums».

Finanzsektor umgestalten

© Andrii Vodolazhskyi | Shutterstock, Inc. [US] 2023

Sechs grosse Umstellungen im Finanzsektor können die Art und Weise, wie Investitionen für eine nachhaltige Zukunft skaliert und zugewiesen werden, drastisch verändern. Wenn diese Transformationen gemeinsam erreicht werden, werden sie die grundlegenden Veränderungen ermöglichen, die für das Wohlergehen des Planeten und der Menschen notwendig sind.

Messung, Offenlegung und Management von klima- und naturbedingten finanziellen Risiken.
Genaue Offenlegungen sind notwendig, damit Finanzinstitute und Regierungen ihr Kapital effizient einsetzen und Risiken überwachen und steuern können [...].

Öffentliche Finanzmittel für Klima und Natur aufstocken.
Der öffentliche Sektor kann eine wichtige Rolle beim Schutz von Klima und Natur spielen, indem er direkt in Klima-Initiativen investiert und private Märkte lenkt.

Aufstockung der privaten Finanzierung für Klima und Natur.
Die Erreichung der Klima- und Naturschutzziele hängt auch von der Beteiligung des Privatsektors ab.

Wirtschaftliche und finanzielle Eingliederung auf unterversorgte und marginalisierte Gruppen ausdehnen.
Unser derzeitiges Wirtschafts- und Finanzsystem hat es versäumt, den wirtschaftlichen Wohlstand inklusiv zu verteilen, was zu historischen Ungerechtigkeiten geführt hat, die fortbestehen und sich manchmal sogar noch verschlimmern, wodurch bereits unterversorgte Gruppen weiter marginalisiert werden.

Bepreisung von Treibhausgasemissionen und anderen Umwelt-Externalitäten.
Eine der grössten Herausforderungen bei der Umstellung von Investitionen auf eine nachhaltigere Zukunft ist die fehlende Berücksichtigung der negativen externen Kosten, die von der Industrie für fossile Brennstoffe und anderen grossen Umweltverschmutzern verursacht und auf die Gesellschaft umgelegt werden.

Abschaffung schädlicher Subventionen und Finanzierungen.
Der öffentliche Sektor stellt über Subventionen, Finanzierungen von Entwicklungsinstitutionen und Investitionen staatlicher Unternehmen nach wie vor beträchtliche Finanzmittel und Investitionen in fossile Brennstoffe zur Verfügung.


Die öffentliche Finanzierung für fossile Brennstoffe belief sich im Jahr 2022 auf insgesamt 687 Mrd. USD.
Übersetzt gemäss: Anderson Lee. 6 Shifts the finance system can make to build a sustainable future. World Resource Institute. 03.06.2023

Digitalisierung in den Dienst globaler Nachhaltigkeit stellen

© Mopic | Shutterstock, Inc. [US] 2018

Um die Ziele für eine nachhaltige Entwicklung der UN Agenda 2030 zu erreichen, müssen wir unsere Art zu wirtschaften und zu konsumieren grundlegend verändern.

Die Digitalisierung kommt in der Agenda 2030 kaum vor, doch sie wird deren Umsetzung stark beeinflussen.
WBGU Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung. 2018. Digitalisierung: Worüber wir jetzt reden müssen.

Die drei Hauptziele der ökologischen Nachhaltigkeit sind CO2-Reduktion und Ressourcenreduktion sowie Renaturierung.

Zumindest in der Theorie kann das Wachstum digitaler Anwendungen mit den Zielen der ökologischen Nachhaltigkeit vereinbar sein. Doch die heutige Realität ist von diesem Ideal weit entfernt.

Der Energie- und Materialverbrauch steigt mit zunehmender Digitalisierung sogar an. An dieser Situation wird sich nichts ändern, wenn die Mehrheit der betroffenen Unternehmen die drei ökologischen Ziele nicht als verbindliche Grundsätze übernimmt.
Übersetzt von: Ortwin Renn, et al. The opportunities and risks of digitalisation for sustainable development: a systemic perspective. GAIA 30/1(2021): 23-28

Die enormen Gestaltungsmöglichkeiten der Digitalisierung als prägende Kraft des 21. Jahrhunderts müssen in den Dienst einer nachhaltigen Entwicklung als drängendste Gestaltungsaufgabe des 21. Jahrhunderts gestellt werden.
Wuppertal Institut (2021): Digitalisierung gestalten - Transformation zur Nachhaltigkeit ermöglichen: Studie im Rahmen des Projekts «Shaping the Digital Transformation».

Saubere Technologie anwenden

© art4all | Shutterstock, Inc. [US] 2018

Veraltete, umweltschädliche und ineffiziente Produktionen müssen rasch mit neuen Technologien ersetzt werden.

Wir unterliegen aber einem grossen Trugschluss, wenn wir denken, mit zunehmender technologischer Effizienzsteigerung unseren gewohnten Lebensstil unverändert weiterführen zu können. 

Denn die grossen Auswirkungen auf unsere Umwelt durch unseren überbordenden Konsum und das rasante Bevölkerungswachstum können nur teilweise mit technologischen Verbesserungen kompensiert werden. 

Es dürfen zudem umweltschädliche Aktivitäten nicht mehr länger mit dem Argument der Arbeitsplatzerhaltung am Leben erhalten bleiben. 


Bildungssystem neu ausrichten

© wavebreakmedia | Shutterstock, Inc. [US] 2018    

Ein grosser Teil unserer heutigen Probleme ist auf das reduktionistische und linear - kausale Denken des 19. Jahrhunderts zurückzuführen, dem zufolge die Welt eine Maschine ist, die in ihre Einzelteile zerlegt und verstanden werden kann.

Die Revision des Bildungssystems sollte sich auf zwei Grundpfeiler stützen: Kritisches Denken und komplexes Systemdenken. Denn die bedeutendste Herausforderung unserer Tage ist nicht der Klimawandel, der Verlust an Biodiversität oder Pandemien. Das bedeutendste Problem ist unsere kollektive Unfähigkeit, zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden.

Die meisten Systeme der realen Welt, seien es die Weltmeere, das Klima, die Verstädterung oder die Aktienmärkte, sind komplex und dynamisch. Ein Bildungssystem, das diese fundamentalen Eigenschaften bis zum Eintritt in die Universität weitgehend ignoriert, ist obsolet.
Dixson-Declève S. et.al. 2022. Earth for All. Ein Survivalguide für unseren Planeten. Der neue Bericht des Club of Rome, 50 Jahre nach «die Grenzen des Wachstums».

Die Entwicklung von Algorithmen wird von der künstlichen Intelligenz übernommen werden. Unsere Ausbildung sollte sich daher auf das spezifisch Menschliche konzentrieren:

Soziale Intelligenz, Kreativität, unorthodoxes Denken, Empathie, Entscheidungsfindung in komplizierten Situationen, interdisziplinäre Fähigkeiten, moralische und ethische Fragen und die daraus resultierenden normativen Implikationen.
Übersetzt von: Theodor H. Winkler. 2019. Living in an Unruly World – The Challenge We Face.